Wohnungsnot 2025: Ist der Markt kurz vor dem Kipppunkt?
Die Wohnungsnot ist kein neues Phänomen, doch 2025 erreicht sie eine neue Qualität. Steigende Mieten, zu wenig Neubau und eine wachsende Zahl an Haushalten treffen auf einen überalterten Bestand. Politik und Verbände warnen vor einem Kipppunkt: Wenn nicht gegengesteuert wird, drohen soziale Verwerfungen und eine weitere Abwanderung aus den Städten. Was steckt hinter dieser Zuspitzung – und wie ist die Lage regional einzuordnen?
Warum die Wohnungsnot 2025 eskaliert
Mehrere Entwicklungen verstärken sich gegenseitig. Zum einen bleibt der Neubau deutlich hinter dem Bedarf zurück. Das Statistische Bundesamt zeigt, dass die Zahl der fertiggestellten Wohnungen 2024 und 2025 klar unter dem politischen Ziel von 400.000 Einheiten pro Jahr liegt. Gleichzeitig steigen Baukosten, Finanzierung bleibt anspruchsvoll und Genehmigungsverfahren dauern oft zu lange.
Zum anderen wächst die Nachfrage strukturell. Kleinere Haushalte, Zuzug in Städte, Studierende und Fachkräfte erhöhen den Druck – selbst dort, wo die Bevölkerung insgesamt nur moderat wächst. Hinzu kommt der Verlust von Sozialwohnungen: Jährlich fallen zehntausende Einheiten aus der Bindung, während zu wenige neue entstehen. Das verschärft die Situation für Haushalte mit niedrigen und mittleren Einkommen.
Mieten als Frühindikator
Mieten reagieren schneller als Kaufpreise. 2025 steigen Neuvertragsmieten vielerorts weiter, wenn auch regional unterschiedlich. Während Metropolen eine leichte Abkühlung zeigen, holen Mittelstädte auf. Energieeffizienz wird zum Preistreiber: Moderne Wohnungen mit niedrigen Nebenkosten sind knapp und entsprechend gefragt. Unsanierte Bestände geraten zwar preislich unter Druck, bleiben aber mangels Alternativen belegt.
Politik zwischen Tempo und Struktur
Die Bundesregierung setzt 2025 auf Beschleunigung: BauGB-Anpassungen („Bauturbo“), digitale Bauanträge und vereinfachte Standards sollen Verfahren verkürzen. Gleichzeitig werden Förderungen neu justiert, etwa für serielles Bauen und den geförderten Wohnungsbau. Kritisch bleibt, dass Tempo allein nicht reicht: Ohne Flächenpolitik, ausreichende Förderbudgets und stabile Rahmenbedingungen bleibt der Effekt begrenzt. Verbände fordern daher dauerhafte Programme statt kurzfristiger Impulse.
Kassel und Nordhessen: Ein gemischtes Bild
In Kassel ist die Wohnungsnot spürbar, aber weniger extrem als in Großstädten. Die Nachfrage nach Mietwohnungen ist hoch, besonders in innenstadtnahen Lagen und bei kleinen, energieeffizienten Einheiten. Gleichzeitig gibt es im Umland Potenziale, die durch bessere Anbindung und Quartiersentwicklung aktiviert werden könnten.
Kommunale Initiativen, Genossenschaften und geförderte Projekte tragen zur Entlastung bei, reichen jedoch noch nicht aus, um den Bedarf vollständig zu decken. Die regionale Stärke liegt darin, dass Bestandssanierung und Nachverdichtung vergleichsweise gut umsetzbar sind – wenn Planung und Förderung zusammenspielen.
Was jetzt wirkt – und was nicht
Wirksam sind vor allem Maßnahmen, die Angebot dauerhaft erhöhen: beschleunigte Genehmigungen, serielle Bauweisen, langfristige Sozialbindungen und eine aktive Bodenpolitik. Weniger wirksam sind kurzfristige Eingriffe, die Investitionen bremsen oder Unsicherheit erzeugen. Für den Bestand gilt: Energetische Sanierung und Umnutzung können schneller Wohnraum schaffen als Neubau – vorausgesetzt, die Prozesse sind einfach und kalkulierbar.
Fazit
Der Markt steht 2025 unter Druck, aber nicht alternativlos. Die Wohnungsnot ist Ergebnis jahrelanger Unterproduktion und struktureller Verschiebungen. Ein Kipppunkt droht dort, wo Angebot dauerhaft ausbleibt. Für Kassel und Nordhessen bestehen Chancen, durch Sanierung, Nachverdichtung und gezielte Förderung gegenzusteuern – schneller und pragmatischer als in überhitzten Metropolen.
Handlungsimpuls
Kommunen und Eigentümer sollten Projekte priorisieren, die rasch Wohnraum schaffen: Bestände aktivieren, Verfahren digital beschleunigen und Förderungen früh sichern. Jede umgesetzte Einheit zählt.
Stand: Oktober 2025. Bitte aktuelle Veröffentlichungen von Destatis, BBSR und den Landesstatistiken prüfen.
Quellen
- Statistisches Bundesamt (Destatis): Baufertigstellungen und Mietentwicklungen – destatis.de
- Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR): Wohnungsmarktbericht 2025 – bbsr.bund.de
- Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB): Maßnahmen zur Beschleunigung des Wohnungsbaus – bmwsb.bund.de
- Deutscher Städtetag: Positionspapiere zur Wohnraumknappheit – staedtetag.de
- Stadt Kassel: Wohnungsmarkt & Quartiersentwicklung – kassel.de

